Wenn starre Strukturen die Seele in Gefangenschaft halten.
Einst sind wir angetreten mit einer klaren Vision von dem, was wir verwirklichen wollen, in diesem Leben. Für einige von uns mag dies vielleicht ein einigermaßen klarer Weg gewesen sein, der selbst nie in Frage gestellt wurde und auch niemals zu existentiellen Zweifeln an der eigenen Person, den eigenen Zielen und Wünschen, der Lebenssicht und der Realisierbarkeit geführt hat.
Meist jedoch verläuft es anders!
Nach anfänglichem reinen Enthusiasmus, hat Erziehung uns von unserem ureigenen Weg, unseren Träumen abgebracht. Die weitere Sozialisation in öffentliche Einrichtungen, wie Kita, Kindergarten, Kirche, Schule, Universität, Berufsausbildung, wird ihr Übriges tun.
Viele von uns finden sich ihrer selbst entfremdet am Anfang ihres Erwachsenenlebens wieder. Vergessen die anfänglichen Impulse, die den Motor der Seele darstellten, die uns auf ein Leben, auf dieser Erde freuen ließen. Vorbei mit er Leichtigkeit, der Stärke der klaren Visionen unser Seele.
Die Labyrinthfahrt des Individuums durch die menschgemachten Strukturen hat begonnen. Mal stößt man sich an einer Wand den Kopf blutig, mal verletzt man sich die Beine auf dem steinigen Weg, wir verschließen unser Herz mehr und mehr, verlieren die Orientierung und büßen damit den Zugang zu unserer Seele ein. Den „Ort“ der Vision, den Ort an dem das Wissen um die ursprüngliche Bestimmung und Lebensfreude liegt. Und schließlich verliert man die Orientierung. Vermeintliche gesellschaftliche Zwänge halten den Menschen von nun an in ihren Fängen. Konsens durch fragwürdige Bestätigung durch andere, ebenfalls von ihrem Weg abgekommene, Menschen, stellt sich ein. Mit der Zeit entsteht ein Unzufriedenheitsgefühl, Frustration und erste Zweifel melden sich an, am System, am eigenen Leben. Erste Anzeichen körperlicher Erkrankungen gesellen sich dazu. Unlust, Traurigkeit, Angst, Antriebslosigkeit, Sinnentleertheit, Burn-Out!
Burn Out entsteht nicht durch zu viel Arbeit sondern durch Sinnverlust, durch fehlende sinnstiftende Anbindung und wertschätzende Verbindung mit dem Ganzen, wozu ganz maßgeblich eine natürliche Einbettung in -und Kommunikation mit- der Natur gehört. Aufenthalt in der Natur, Leben, arbeiten und wohnen mit der Mitwelt. Dies schließt Faktoren, wie Licht und Sonne genauso ein wie das Grün saftiger Wiesen und lebensspendender Bäume und Hecken, die zu uns gehören, von Anfang an. Es geht um die Verbindung mit dem eigenen inneren Kern, der Essenz dessen, was den Einzelnen ausmacht. Statt sich auf seine inneren Potenziale zu verlassen und sich dort die nötigen Impulse für Wandlung- Lebenssinn und Seelenfeuer der Begeisterung zu holen, geht im Gegenteil eine geistige Tür nach der anderen zu.
Wir sind an dem Punkt angelangt, an dem wir einer starr strukturierten „Realität“ zu glauben begonnen haben und bemühen uns nun folglich unser „Falsch-Sein“ zu kompensieren, indem wir versuchen es in die Muster, ob am Arbeitsplatz oder zu Hause einzufügen, hineinzupressen, wie die Stiefschwestern von Aschenputtel unter Schmerzen alles versuchen um in den viel zu kleinen Schuh zu passen, weil sie dort ihr Glück verorten. Dies wird aber folgerichtig nicht nur im Märchen nicht geschehen, denn wir müssen die „Schuhgröße“, die eigene Passform unserer Seele berücksichtigen und die passende Form auf dieser Welt für uns finden. Wir sperren unser lebendiges Seelenfeuer in einen Kerker, errichtet aus minimalsten Möglichkeiten, vergeuden somit unsere Energie der eigenen inneren Vision, die uns entgleitet, wie klare Wahrnehmung sich in Nebelschwaden auflöst und uns an diesem Punkt nicht mehr zur Verfügung steht.
Den Blick nach innen wenden! Wenn wir außen nichts mehr erkennen können, was uns noch Freude und Sinn macht, werden wir ganz automatisch auf unsere innere Seelenlandschaft zurück geworfen. Welch glückliche Fügung!
Wir treten in Verbindung mit unserem wahren Selbst, einer tiefen Ebene der Wahrnehmung. Beginnen unsere wahren Bedürfnisse und Wünsche aber auch unsere Fähigkeiten, die aus unserer Seelentiefe erwachsen zu erkennen, um uns zu innovativen Durchbrüchen zu verhelfen. Zunächst auf unserem Weg zu uns selbst und sodann auch, um Veränderungen auf gesellschaftlicher Ebene zu bewirken. Je nach unseren Talenten werden wir uns in Wirtschaftsmodellen, der Arbeitswelt, der Politik und dem Naturschutz, aber eben auch in den alltäglichen Beziehungsfeldern und der Kommunikation an sich einbringen und andere an unserer inneren Vision der Veränderung teilnehmen lassen. Das ist es, was überall auf der Welt geschieht.
Wenn wir den zentralen Punkt, die Sonne in uns finden und uns von ihrem hellen Licht erfassen lassen, erstrahlt die ursprüngliche Vision, mit der wir unseren Lebensweg, unsere Inkarnation angetreten sind. Das Licht explodiert förmlich, um uns auf unseren Weg zurückzuführen und lässt dabei keinen Raum für die aus Angst errichteten schattenbildenden Strukturen, die teilweise sowieso schon Risse aufweisen. Diese gilt es endgültig einzureißen. Seien sie emotionaler, mentaler oder auch spiritueller Natur. Wir brauchen Raum, neue Frische, um das Leben neu zu denken, liebevoller zu fühlen und lebensfreundlichen Fortschritt und Technologien möglich zu machen und vor allem endlich umzusetzen! Es geht um Lebendigkeit um nichts weniger als effektive Evolution. Was ist effektive Evolution? Nach meiner Definition: „Ein Handeln, das für alles Leben die bestmöglichen Lebensbedingungen in Freude vereint und bewusstseinsbildenden Fortschritt kontinuierlich sichert!“
Daran mitzuarbeiten ist jeder von uns aufgefordert und eingeladen. Einen globalen Wandel mitzugestalten, der ein Miteinander bedeutet und basiert auf Empathie, Achtsamkeit und wahrhafter Kommunikation. Dies führt geradewegs zu einem Wandel unserer kollektiven Bewertungen, unseren Urteilen über das Leben, was Mann ist, was Frau ist, was Kind ist, was Natur (Mitwelt). Dies wiederum wird der Vision einer lebenswerten Gesellschaft, basierend auf Menschlichkeit und Gemeinsinn Form verleihen.
Am Ende geht es immer um Liebe. In die Liebe (zurück-) zu finden.
Zeit für Veränderung!
Verfasserin: Heidrun H. Horn
März 2018